Micah 1

Text: Micha 1,1 Der Prophet Micha Einführung Sein Geschlecht und die Zeit, darin er gelebt, unterscheidet ihn von dem andern bekannten Propheten Micha, der zu den Zeiten Ahabs und Josaphats gelebt hat, und von seiner Prophezeiung wegen Ahabs Untergang besonders berühmt ist 1. Kö. 22: 8-17 . Nach Anzeige der Zeit V. 1. hat er sein Prophetenamt zu gleicher Zeit geführt, als in Juda der Prophet Jesaja, und in Israel der Prophet Hosea lebten und weissagten. Mit Jesaja besonders hat er viel gemein. Es ist je und je die Weise GOttes, Seiner Knechte zwei zu senden, und auch dadurch ihr gemeinschaftliches Zeugnis zu bestärken, auch unter mancherlei Leiden und Anfechtung einen durch den Andern aufzurichten. Es liegt deswegen auch viel daran, wie man sich gegen seine Zeitgenossen verhält. Der Engel zu Pergamon hatte es bei dem HErrn JEsu in gutem Angedenken stehen, wie er sich gegen Antipas, den treuen Zeugen verhalten Offenb. 2:13 . Hingegen wird es den Schriftgelehrten und Pharisäern zu großer Heuchelei angerechnet, daß sie die vorigen Propheten und Gerechten hintennach lobten, aber die zu ihrer Zeit zu ihnen Gesendeten so wenig erkannten. Matth. 23:29-34 . Auch der künftig noch zu erwartenden Zeugen werden zwei sein Offenb. 11:3 . Micha hat den durch ihn selbst angedrohten Untergang des Israelitischen Reichs noch in seinen Tagen erlebt, da er in die Zeiten Hiskias hineingereicht; Israel aber gleich im sechsten Jahr der Regierung Hiskias gefangen weggeführt wurde. Bis aufs letzte hinaus zeigt GOtt eben, daß Er keinen Gefallen habe am Tod des Sünders, sondern vor Einbruch solcher Gerichte noch einmal durch Sein Wort zu retten suche, was zu retten ist. Er lehrt uns aber auch, daß man den Reichtum Seines Worts, die Menge begabter Knechte GOttes, den Ernst, womit sie das Werk des HErrn treiben, nicht in Sicherheit ziehen, noch sich deswegen ferne vom bösen Tag achten solle; sondern wenn es oft diesen Umständen nach dem Pflanzen und Bauen gleich sieht; so ist es doch oft nahe beim Umgehauen werden, wie beim Baum, der noch dies Jahr auf anhoffende Frucht stehen blieb. Aus dieser Beschaffenheit der Zeit ist auch der Inhalt und Zweck solcher Weissagungen am leichtesten zu erkennen, nämlich die damals herrschenden Sünden des Volks, auch ihrer Fürsten und Priester zu bestrafen, die Gerichte GOttes deswegen anzukündigen, aber immer auch die Verheißungen von Christo mit anzubringen, und damit zur Buße zu rufen, besonders aber die Gläubigen aufzurichten, daß sie sich in dem gemeinen Unfall gründlich trösten, und am geduldigen Warten auf das Reich GOttes und Christi halten könnten; ja wenn Manche auch erst unter ihrer Sündenstrafe aus dem Schlaf aufwachten, sie durch ein solches Wort zu ihrem Bundes=GOtt gewiesen würden, und an der Verheißung Desselben nicht verzagten. Außer dem, was hierin manche Propheten GOttes mit einander gemein haben könnten, verlieh GOtt auch durch einen Jeden etwas Besonderes, wie z. E. Micha den Ort der Geburt Christi zu verkündigen bekam; mit welcher eigenen Gabe sie sich aber freilich an das, was GOtt durch Andere bescherte, gehörig anschlossen. Daß seine Weissagung noch zu seinen Lebzeiten nicht ohne Ehrerbietung aufgenommen worden, sieht man daraus, daß man sich unter dem Jüdischen Volk noch geraume Zeit hernach darauf bezogen hat, Jer. 26:18 , und wie man es in folgenden Zeiten genutzt, sieht man aus Matth. 2:5-6 Die Absätze sind meist so deutlich,. daß man ihrer bei der Einteilung des Propheten nicht leicht verfehlen kann. Text: Micha 1,1 die Anzeige von des Propheten Geschlecht, und von der Zeit seiner Weissagung. Text: Micha 1,2 Eine nachdrückliche Vorforderung vor das Gericht, an Diejenigen, mit denen es Micha vornehmlich zu tun hatte. Wie wenn etwas in der Residenz, vor dem königlichen Stuhl, verhandelt und ausgemacht wird, und daher seine besondere Solennität hat; so fordert sie GOtt hiermit vor Seinen heiligen Tempel, woher sonst so viel Gnaden=Dekrete über sie ausgegangen sind, und ihnen so viel Hülfe gesandt worden ist; dorther sollte nun auch ihr Endurteil ergehen. O was ist es, wenn der Schutz, welchen man bis daher vom goldnen Altar im Tempel GOttes zu genießen hatte, so aufgekündet wird, wie Offenb. 9:13 . Text: Micha 1,3-5 Ankündigung der Strafe über beide Reiche Israel und Juda, wobei zuerst der Prophet im Namen GOttes die Rede führt. Damit kündigt der Prophet an, wie sich GOtt aus Seiner bisherigen Langmut und Geduld aufmachen, und ihre Übertretungen, besonders in den Hauptstädten so heimsuchen werde, daß sie ihr Unvermögen, vor Ihm zu stehen, wohl empfinden, und nicht nur mit ihrem Vermögen, sondern auch mit Herz und Mut wie zerschmolzen Wachs sein würden. Text: Micha 1,6-7 Sodann nimmt GOtt Selber die Rede, und drückt es noch viel schärfer aus, wie es besonders Samaria zuerst gehen werde. Wie genau weiß GOtt, auf welchem Weg ein Vermögen zusammengebracht worden, und wie richtet Er sich auch in Seinen Strafen darnach. Text: Micha 1,8-10 Der Prophet nimmt das so zu Herzen, daß er sich noch gar mitleidig über diese Plage seines Volks grämt, und die Schadenfreude der Ungläubigen gern verhüten möchte. Daraus spürt man schon dem Propheten Micha mehr Liebe für sein Volk an, als Jona gegen die fremden Niniviten gehabt hat. Text: Micha 1,11-16 Zuletzt werden noch einige Jüdische Städte besonders namhaft gemacht, und jeder ihr eigener Anteil an den Gerichten angekündigt. Es ist kein Wunder, wenn uns an solchen Stellen etwas Dunkles übrig bleibt, denn es kommen da Namen der Städte vor, auf die sich das bezieht, was ihnen angekündigt wird. Das kann aber bei einer Übersetzung in eine andere Sprache nimmer so deutlich ausfallen. Man nehme ein Paar Exempel von den Namen unsrer Landstädte, z. E. wenn man von Lauffen sagte: du wirst der Strafe nicht entlaufen; oder von Freudenstadt, du wirst in Trauer gesetzt werden. So hat da der Prophet Hebräische Namen genommen, und gezeigt, daß GOtt entweder nach ihrer Bedeutung mit ihnen umgehen, oder sie das Gegenteil von ihren Namen werde erfahren lassen. Wie weit läßt sich GOtt in Seinem Wort herunter, daß Er das, was in Seinem heiligen Tempel beschlossen wird, auch an die Namen, die wir oder unsere Städte von Alters her haben, anbindet, um es uns desto eher einzuschärfen. Bei Jerusalem blickt noch immer die Mäßigung hervor, daß es anfänglich nicht weiter als nur bis vor ihre Tore kommen werde, wie dann Sanherib zu den Zeiten Hiskias mit seinem Trotz nicht weiter kam; und bei Maresa regt sich die Verheißung von dem rechten Erben, dessen das Land eigen war, und um deswillen auch GOtt immer wieder der Barmherzigkeit gedachte,
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